Die Entdeckung zahlreicher weiblicher Skulpturen aus der neolithischen Zeit auf Malta deutet darauf hin, dass Frauen eine bedeutende Rolle in der Gesellschaft spielten. Besonders in der Endphase
der Jungsteinzeit, zwischen 3.800 und 2.500 v. Chr., wurden auf Malta und Gozo insgesamt 28 beeindruckende Tempel errichtet.
Diese Tempel, gebaut von einem Volk, das vor etwa 8.000 Jahren von Sizilien auf den maltesischen Archipel kam, zeugen von einer hochentwickelten Kultur. Die Darstellung von Frauen in den Funden
könnte auf die Verehrung weiblicher Gottheiten oder die zentrale Rolle von Priesterinnen hindeuten.
Obwohl viele Fragen zur genauen Funktion der Tempel und der Bedeutung der Frauen noch offen sind, bleibt klar: Frauen spielten eine zentrale Rolle in der spirituellen und kulturellen Welt dieser
Zivilisation.
wann? vor 5800 Jahren ................wo? Malta - Europa
wie?
Die schlafende Lady - Zeugnis des Ritual des Tempelschlafs?
Die „Sleeping Lady“ gehört zu den faszinierendsten neolithischen Funden auf Malta und gibt uns spannende Einblicke in die spirituellen Praktiken dieser frühen Kultur. Diese kleine, nur 12,2 cm lange Skulptur aus Alabaster wurde im Hypogäum von Ħal Saflieni entdeckt, einem unterirdischen Heiligtum, das für seine beeindruckende Architektur und geheimnisvollen Funde berühmt ist. Heute wird die „Sleeping Lady“ im Archäologischen Museum von Malta ausgestellt und bleibt ein herausragendes Symbol für die religiösen Rituale der damaligen Zeit.
Besonders bemerkenswert ist die Deutung der Figurine als Darstellung des Tempelschlafs (Enkoimesis). Dieses Ritual, bei dem Gläubige in Tempeln schliefen, um Visionen zu empfangen oder mit Gottheiten in Kontakt zu treten, war in vielen Kulturen verbreitet. Die ruhende Haltung der „Sleeping Lady“ lässt vermuten, dass auch auf Malta spirituelle Praktiken dieser Art von Bedeutung waren. Die Skulptur könnte also nicht nur eine alltägliche Szene zeigen, sondern ein tieferes Ritual symbolisieren, bei dem Schlaf und Trancezustände eine wichtige Rolle spielten.
Obwohl viele Fragen rund um die „Sleeping Lady“ noch offen sind, bleibt sie ein faszinierendes Zeugnis der reichen Kulturgeschichte Maltas und ein Fenster in die spirituellen Vorstellungen der neolithischen Gesellschaft.
Hypogeum ... Necropole
Das Hypogäum von Ħal Saflieni wird heute als eine Begräbnisstätte gedeutet, die auch für kultische Rituale genutzt wurde. Die in den Fels gehauenen Trilithen ähneln stark den oberirdischen Tempelanlagen auf Malta, was auf eine Verbindung zwischen den beiden Bauwerken und ihrer spirituellen Bedeutung hinweist. Es wird vermutet, dass im Hypogäum Priesterinnen, Wahrsagerinnen und andere spirituelle Persönlichkeiten ihre letzte Ruhestätte fanden. Diese Annahme verstärkt die Vorstellung, dass der Ort nicht nur der Bestattung diente, sondern auch für religiöse Zeremonien und Rituale genutzt wurde.
Archeoachoustics
Maltas unterirdisches Ħal Saflieni Hypogäum, das auch nach 5000 Jahren architektonisch nahezu intakt ist, fasziniert nicht nur durch seine Bauweise, sondern auch durch seine außergewöhnlichen akustischen Effekte. Die architektonischen Besonderheiten spiegeln nicht nur die oberirdischen megalithischen Tempel wider, sondern deuten auch auf ein frühzeitiges Verständnis von Akustik hin. Könnten diese akustischen Phänomene darauf hindeuten, dass die monumentale Architektur der damaligen Zeit möglicherweise entwickelt wurde, um gezielt Soundeffekte für unbekannte Praktiken oder rituelle Zwecke zu manipulieren?
Pilotstudien legen nahe, dass die akustischen Eigenschaften des Hypogäums Auswirkungen auf die menschliche Gehirnfunktion haben können. Die spezifischen Frequenzen könnten Bereiche des Gehirns stimulieren, die mit Stimmung, Empathie und sozialem Verhalten in Verbindung stehen. Besonders interessant ist die sogenannte „Orakel-Kammer“ im Hypogäum, die bei einer Frequenz von 110 Hz die stärkste Resonanz zeigt. Es scheint, als hätten die prähistorischen Architekten bewusst Verstärker in die Bauweise integriert.
Der Tonwissenschaftler Prof. Daniel Talma von der Universität Malta erklärt: „Bei bestimmten Frequenzen entstehen stehende Wellen, die sich gegenseitig verstärken oder aufheben. Die Vorstellung, dass diese Effekte vor Tausenden von Jahren genutzt wurden, um tranceähnliche Zustände zu erzeugen, fasziniert mich.“
Dieser erstaunliche Fund wirft neue Fragen auf: Könnte das Wissen über Akustik aus grauer Vorzeit heute noch für moderne Wissenschaft und Verhaltensforschung von Bedeutung sein?
Presse .... Ancient Builders Created Monumental Structures that Altered Sound and Mind, Say Researchers
Tempel
Die frühen Tempel haben drei-, die späteren fünflappige Grundrisse und bestehen aus bis zu 20 Tonnen schweren Kalksteinquadern.
Es wurden bisher keine Tempel gefunden, die jünger als 4.500 Jahre sind. Als Ursachen des plötzlichen Verschwindens dieser Kultur werden die Erschöpfung des Ackerbodens bzw. Dürren vermutet.
Aus der Zeit der Tempel stammen auch Relikte in Höhlen, Felsengräber und Hypogäen.
Architektonische Miniaturen
Sechs architektonische Miniaturen sind bekannt, Die meisten sind im National Museum of Archaeology in Valetta ausgestellt. Sämtliche Miniaturen stammen aus den großen Tempeln und sind als Kultgegenstände oder Weihegaben zu verstehen. Obwohl sie realistische Züge aufweisen und formale Prinzipien der Tempelbaukunst zum Ausdruck bringen, sind die Miniaturen nicht als maßstabgetreue Modelle zu betrachten. Ähnliche Modelle gibt es auch für die großen Nuraghen der sardischen Nuraghenkultur.